Bodyfulness beschreibt in Analogie zu „Mindfulness“ die Fähigkeit, körperlich präsent im gegenwärtigen Moment zu sein. Körperliche Präsenz bedeutet ganz im Körper zu sein, dabei die Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Umwelt (neudeutsch: Embodiment) bewusst zu erleben und dies gleichzeitig auch wahrzunehmen. Das Praktizieren von Bodyfulness beginnt mit der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der eigenen Körperlichkeit. Wie nehme ich meinen Körper wahr? Wie gehe ich mit meinem Körper um? Welche emotionale Beziehung habe ich zu meinem Körper?
Doch warum braucht es heute überhaupt Kunstwörter wie "Bodyfulness" oder "Embodiment"? Warum beschäftigen wir uns im MINBODYCIRCLE-Gesundheitstraining bereits in der ersten Themeneinheit mit dem Körper und dem zunehmenden Verlust der Körperwahrnehmung? Wie kann es sein, dass Menschen „ausbrennen“, obwohl unser Körper permanent Feedbacks und Warnzeichen meldet? Gerald Hüther weist darauf hin, dass wir in Folge des Zeitalters der Aufklärung und der daraus resultierende Dominanz des Verstandes unseren Körperzugang nach und nach vernachlässigt und abgespalten haben: „Wer in unserem Kulturkreis aufgewachsen ist, hat die Vorstellung einer Trennung zwischen dem, was im Gehirn und dem, was im Körper passiert normalerweise so stark gebahnt und verinnerlicht, dass er alles erstaunlich findet, was dieser Vorstellung nicht entspricht.“* Wie es scheint, hat der Mensch sich also zunehmend von seinem Körper entfremdet, gleichzeitig wird die eigene Körperlich-keit durch unsere Leistungsgesellschaft und die Einflüsse der westlichen Konsumgesellschaft so verzerrt, dass der Körper zum reinen Objekt reduziert wird. Durch die Überidentifikation mit dem Körper wird das äußere Erscheinungsbild immer mehr zum Maßstab für unseren Selbstwert und unser persönliches Wohlbefinden. So fanden Schilke & Strauss in einer Studie heraus, dass 50% der neun bis zehnjährigen Mädchen angaben, dass sie gerne dünner sein möchten und jede Fünfte unter ihnen bereits aktiv versucht hat abzunehmen.**
Besonders gefährlich im Hinblick auf Stress/Gesundheit ist aber die Fähigkeit von uns Menschen, die Wahrnehmung selektiv zu steuern. Belastungsmomente und damit verbundene Gefühle werden regelrecht ausgeblendet, rationalisiert oder überspielt. Was zunächst einem Schutzmechanismus gleicht, führt später dazu, dass wir die wertvollen Rückmeldungen unseres Körpers ausschlagen und uns damit die Möglichkeit der Selbstregulation nehmen.
Das erstes Ziel im MINDBODYCIRCLE-Training besteht deshalb darin, den Zugang zum Körper auf behutsame Art und Weise wieder herzustellen, ihn im Alltag zu nutzen, denn ohne das bewusste Wahrnehmen kann keine Regulation stattfinden. Und das Schöne an unserem Körper ist ja auch, dass wir ihn immer dabei haben und er immer im gegen-wärtigen Moment ist.
* vgl. G. Hüther in Hüther, et al.: Embodiment: Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen
** vgl. Berger, Schilke & Strauss (2005): Gewichtssorgen und Diätverhalten bei Kindern
Text by Markus Theilacker
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